2014/06/18

n a c h t f l u e s t e r e r


Wir lagen auf der ausziehbaren Couch im Wohnzimmer und haben gefluestert, die ganze Nacht, bis die Sonne aufging. Du lagst links von mir, ich hatte die Decke aus Bibermaterial bis zum Kinn gezogen und mich ein bisschen eingerollt, weil ich das immer so mache. Und du, du hattest deinen rechten Arm angewinkelt unter deinem Kopf liegen und schaust mich von der Seite an. Ich murmle nur irgendwas in die Dunkelheit und starre dabei an die Decke und du lachst manchmal und sagst, dass das nicht sein kann. Ob ich das wirklich so meine, dass das gar nicht sein kann, weil es dir genauso geht. Dann schau ich dich an, ein bisschen von unten und laechle. Ich suche nach deiner Hand, streichle erst sanft ueber deinen Unterarm, beruehre dein Handgelenk und schließlich fahr ich mit den Fingerspitzen ueber deine Handlinien. Dann lege ich meine Hand in deine und wir machen wieder diesen sinnlosen Handvergleich. Und wir lachen nur, weil meine Hand so furchtbar klein aussieht in deiner. Generell bin ich klein neben dir. Ich meine, neben dir bin ich wirklich klein, aber du, du gibst mir Groeße. Wenn ich bei dir bin, bin ich ein wenig groeßer, weißt du. Dann schau ich dich an und auf deiner Schulter tanzt das Licht. Da tanzt ein Schatten, da zeichnen sich Lichtlinien ab, das ist das Licht, das durch die Rollladen reinfaellt, von der Straßenlaterne und von Autos, die kurz geparkt werden, weil sich jemand neue Kippen aus dem Zigarettenautomaten holt und ich schweige nur und warte, bis die Autolichter wieder verschwinden. Du hast mir dabei zugeschaut mit deinem verstohlenen Blick, wie ich mit den Augen den grellen Lichtern auf deiner Haut folge. Das sah schoen aus, wie Kunst, ein bisschen wie ein Gemaelde. Ich wollte das zeichnen, weißt du. Mit einem weichen Bleistift mit abgestumpfter Mine, einfach ein Bild in schwarz - weiß oder vielleicht besser eine Radierung. Ich hab deine Schulter beruehrt mit meinen Fingerkuppen, sie ein bisschen wandern lassen. Meine Augen bleiben an deinen haengen, versinken ein wenig darin. Du traegst das hellste Strahlen in deinen Augen, wirklich. Sowas sieht man nicht mehr. Nur bei Kindern, bei Kindern, wenn sie Gute - Nacht - Geschichten vorgelesen bekommen oder an Heiligabend beim wuesten Zerreißen des Geschenkpapiers. So schaust du. Ich verlier mich ein bisschen in dir und auch wenn du nur laechelst, sieht man deine Zaehne. Ich lass die Augen nicht von dir und wundere mich mal wieder, wie du so strahlen kannst, wie das geht.

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